Mit den Grundsatzdokumenten wird eine Reihe von Dokumenten analysiert, welche mit überparteilichen und verbindlichen Absichten verfasst wurden. Dazu zählen unter anderem Texte des Abstimmungsbüchleins und Informationen des Bundesrats zu Volksinitiativen, aber auch die Rütli-, 1.-August-, und Neujahrsreden der letzten 50 Jahre.
Von diesen Grundsatzdokumenten wird eine gewisse Neutralität und Diversität erwartet. Dementsprechend überrascht es nicht, dass die Narrativnutzung in diesen Grundsatzdokumenten sehr ausgeglichen ist.
Auffällig ist die Zentralität des Begriffs «Freiheit». Zudem ist ersichtlich, dass die Mehrheit der auftauchenden Ausdrücke eine grösstenteils neutrale Konnotation aufweisen, was zusätzlich für Ausgeglichenheit spricht.
Zu den linken Parteien zählen die Sozialdemokraten (SP), die Grünen, die Partei der Arbeit und die Alternative Liste. Das dominante Narrativ ist für diese das Narrativ «Humanität & Solidarität». Dem Narrativ, und somit auch den damit assoziierten Wörtern, wird demnach von linken Parteien eine besonders hohe relative Bedeutung zugesprochen. Eine mögliche Interpretation der Dominanz dieses Narratives kann in der humanitären Tradition linker Parteien gefunden werden.
Seit den 2000er Jahren hat jedoch auch die relative Bedeutung des Narratives «wirtschaftlicher Wohlstand» und damit das Auftreten damit verbundener Schlagworte stark zugenommen. Dies könnte mit einer verstärkten kritischen Haltung einhergehen.
«Freiheit» ist auch bei linken Parteien das dominante Wort. Überraschenderweise treten daneben vor allem Begriffe auf, die mit dem Narrativ der «freiheitsliebenden, wehrhaften Schweiz» in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel «Freiheit», «Integration» und «Einwanderung». Dies lässt Rückschlüsse auf die Interpretation dieses Narratives zu. Die linken Parteien nehmen wahrscheinlich eine inklusive Perspektive dieses Narratives ein.
Für die Analyse wurden die Bürgerlich-Demokratische Partei, Christlichdemokratische Volkspartei, FDP.Die Liberalen, die Grünliberale Partei, die Evangelische Volkspartei, die Christlich-Soziale Partei und der ehemalige Landesring der Unabhängigen den Zentrumsparteien zugeordnet. Bei der relativen Bedeutung der Narrativverwendung ist eine Ausgewogenheit erkennbar. Die Streuung ist jedoch relativ breit, wobei das «Alpenvolk»-Narrartiv konstant am wenigsten verwendet wird.
Seit den 2010er Jahren ist das Narrativ «wirtschaftlicher Wohlstand» dominant, jedoch nur marginal. Auch bei den Zentrumsparteien tritt der Begriff «Freiheit» mit relativ höchster Bedeutung auf. Daneben befinden sich eine grosse Bandbreite an Wörtern, welche in Verbindung mit unterschiedlichen Narrativen gebracht werden können. Das lässt eine Ausgewogenheit auch bei der Verwendung von Begriffen erkennen.
Auffallend sind bedeutende Wörter wie zum Beispiel «Innovation» und «Investitionen», welche Hinweisen auf das Narrativ des «wirtschaftlichen Wohlstandes», liefern.
Die Akteur:innen der rechten Parteien sind die SVP, die Schweizer Demokraten, die Lega dei Ticinesi, die EDU, sowie das «Mouvement citoyens genevois». Essentiell ist, dass Narrativen von rechten Parteien im Vergleich mit anderen Akteur:innen mindestens seit der Jahrtausendwende deutlich mehr Bedeutung geschenkt wird.
Die Dominanz des Narratives der «freiheitsliebenden, wehrhaften Schweiz» sticht heraus. Auch die häufigsten Begriffe der rechten Parteien haben dementsprechend einen Zusammenhang mit dem Narrativ «freiheitsliebenden, wehrhaften Schweiz». Darunter befinden sich zum Beispiel Ausdrücke wie «Freiheit», «Integration» und «Einwanderung», aber auch weniger vorkommende Wörter wie «Diskriminierung» und «Bedrohungen».
Interessant ist zudem die Betrachtung der gewählten Konnotation der Begriffe. So nimmt «Entwicklungshilfe» zwar Bezug auf das Narrativ «Humanität & Solidarität», geht dieses jedoch in einer eher negativ konnotierten Art und Weise an. Im Vergleich dazu würde zum Beispiel «Entwicklungszusammenarbeit» positivere Aspekte ins Zentrum rücken. Diese Begriffe deuten auch auf die Wichtigkeit der Migrationspoliutik für rechte Parteien hin.